Kaum eine Entstehungsgeschichte zieht Kampfkünstler so in ihren Bann wie die von WingTsun – einer der wenigen Stile, deren Ursprüngen eine Frau zugeschrieben wird. Obwohl historische Recherchen, insbesondere von GGM Leung Ting, die Erzählungen um Ng Mui und ihre Schülerin Yim Wing Tsun als Legenden einordnen, bleibt ihre Bedeutung für die Identität der Kampfkunst ungebrochen. Mythen müssen nicht historisch belegbar sein, um inspirierend und identitätsstiftend zu wirken.
Während der Kanghsi-Regierung der Ching-Dynastie erlangte das Shaolin-Kloster durch seine Kampfkünste große Berühmtheit. Aus Angst vor ihrer Macht entschloss sich die Regierung zur Zerstörung des Klosters. Trotz erbitterten Widerstands fiel das Kloster durch Verrat von innen. Nur wenige Überlebende wie Ng Mui, Chi Shin und Pak Mei entkamen.
Ng Mui ließ sich am Tai Leung-Berg im Weißen Kranich-Tempel nieder, wo sie fernab der politischen Unruhen eine neue Kampfkunst entwickelte. Diese sollte es Schwächeren ermöglichen, sich gegen Stärkere durchzusetzen. Inspiriert von einem Kampf zwischen einem Kranich und einem Fuchs, entwarf sie ein System, das auf Effizienz, Anpassungsfähigkeit und Ökonomie der Bewegung beruhte.
Ng Mui traf am Marktplatz eines nahegelegenen Dorfes auf Yim Lee und dessen Tochter Wing Tsun. Die junge Frau war Ziel eines aufdringlichen und gewalttätigen Verehrers. Um ihr zu helfen, lehrte Ng Mui ihr die neu entwickelte Kampfkunst. Nach nur drei Jahren war Wing Tsun in der Lage, ihren Peiniger zu besiegen. Aus Respekt vor ihrer Schülerin benannte Ng Mui das System nach ihr: Wing Tsun – „Schöner Frühling“.
Wing Tsun gab ihr Wissen an ihren Ehemann Leung Bok Chau weiter. Obwohl dieser zunächst skeptisch war, erkannte er bald die Effektivität des Systems. Von ihm gelangte das Wissen an Leung Lan Kwai, dann über Wong Wah Bo zu Leung Yee Tai, der das System durch die Integration der Langstock-Technik bereicherte.
Die Fusion von waffenloser und bewaffneter Technik führte zur Entstehung der „6 ½ Punkt Langstocktechnik“. Die Weitergabe des Wissens an Leung Jan, einem angesehenen Arzt in Fatshan, brachte WingTsun weiteren Aufschwung. Leung Jan galt als „König des WingTsun“. Trotz vieler Herausforderungen blieb er ungeschlagen.
Einer seiner wichtigsten Schüler war Chan Wah Shun, bekannt als der „Geldwechsler“. Seine Hartnäckigkeit und sein unbändiger Wille führten ihn in die Schule Leung Jans. Er wurde der erste Lehrer von Yip Man, der später die Kampfkunst weltweit bekannt machte.
Chan Wah Shun unterrichtete insgesamt nur 16 Schüler, darunter auch seinen Sohn Chan Yu Min, der jedoch weniger diszipliniert war. Die höchsten Techniken zeigte Chan Wah Shun stattdessen seiner Schwiegertochter. Später wurde Yip Man sein bedeutsamster Nachfolger.
Yip Man übertrug sein Wissen an eine neue Generation, unter anderem an Leung Ting, der das System in moderner Form weiterentwickelte und weltweit verbreitete. Heute wird WingTsun auch in Rheinstetten mit großer Leidenschaft und Respekt für seine Herkunft gelehrt.
Die Geschichte des WingTsun zeigt, wie aus einer Idee – Schutz durch Effizienz – ein lebendiges System wurde, das bis heute Menschen weltweit begeistert und ihnen hilft, stärker, sicherer und bewusster durchs Leben zu gehen.
Laut DSGVO müssen wir Sie über die Verwendung von Cookies informieren. Durch Ihren Besuch stimmen Sie dem zu. mehr Information
The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.